Christian Minwegen (*1991 in Krefeld) studiert seit dem Sommersemester 2018 im Masterstudiengang Szenische Forschung, nachdem er zuvor, ebenfalls an der Ruhr-Universität Bochum, sein Bachelorstudium in den Fächern Germanistik und Theaterwissenschaft abgeschlossen hat. Zusätzlich absolvierte er vor Antritt seines Studiums neben dem Abitur die Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher.
Durch den Einfluss von Boris Nikitin, dem Inhaber der Christoph Schlingensief – Gastprofessur im Wintersemester 2018/2019, wurde sein Interesse am Spiel mit Fiktions- und Wirklichkeitsebenen bestärkt, welches seinen Ursprung in einer langjährigen und sich stets weiterentwickelnden Schauspielpraxis hat. Ausgehend von und für diese Praxis befragt er auch das Potenzial des Mediums Text und untersucht seit Kurzem, u.a. im Austausch mit seinen Kommiliton*Innen und dem Lehrangebot der Szenischen Forschung, die Potenziale einer Wechselwirkung von Geist und Körper im Sinne eines psychophysischen Verhältnisses.
Durch unterschiedliche Projekte, die entweder über das Lehrangebot (Sebastian Blasius im Rahmen der Christoph Schlingensief – Dozentur im Wintersemester 2019/2020) oder über die Vermittlung durch die Szenische Forschung (Installation Load your Wonderland im Rahmen der Mülheimer Stücketage 2019) angestoßen wurden, beschäftigt sich Christian Minwegen auch mit verschiedenen Inszenierungsstrategien und -konzepten für Räume.
Als Kind zweier Instrumentalpädagog*Innen musiziert er als Saxophonist, vor allem in den Bereichen Jazz und sinfonische Blasmusik, auch selbst und bildet sich stetig fort. Diese musikalische Praxis begleitet seine Auseinandersetzung mit den illustrativen, narrativen und anderen Potenzialen von Musik und sein Experimentieren mit akustischem Material generell.
Neben seinem Studium arbeitet er als Erzieher, Schauspieler und Performer in verschiedenen Ensembles und Formaten und spielt als Saxophonist u.a. in der Düsseldorfer CSM Big Band.
Arbeiten und Projekte
Die letzte Messe - Ein Gottesdienst für die schließende Kirche
Deutschland in einer angebrochenen Zukunft: Die katholische Kirche steht vor dem Aus. Durch den demografischen Wandel, die exponentiell gestiegenen Kirchenaustritte der letzten Jahre, jüngste gesellschaftliche und globale Krisen und eine zu spät entdeckte Digitalisierung bleiben die Bänke der Gotteshäuser nun endgültig leer. Zu wenig Geld, zu wenig Priester, zu wenig Gläubige und Ehrenamtler:innen. Ohne Dach und Gewand geht die uralte und stolze Institution ihrem Vergessen entgegen, kehrt – zumindest in Deutschland – zur Obdachlosigkeit zurück, mit der alles vor 2000 Jahren in der Stadt Bethlehem begann.
Doch der Gläubige und ehemals begeisterte Kirchgänger, Messdiener, Firmling und Trier- Pilger Christian Minwegen bringt es nicht übers Herz, die alte Freundin, die ihm zwar mit steigendem Alter immer fremder geworden, aber gerade in seiner Jugend so sehr für ihn da war, ohne weiteres verschwinden zu lassen. Er will einen Abschied, ein letztes Ma(h)l, eine letzte Messe für die alte Weggefährtin, um ihr am Ende die noch offenen Fragen zu stellen, trotz derer er sie jahrzehntelang einfach nicht loslassen konnte: Warum konnte sie einfach nicht aufhören, an ihren Ritualen und Strukturen festzuhalten? Warum ist all der moralisch- emotionale Kredit nun aufgebraucht und wo finden wir jetzt eine vergleichbare Gemeinschaft?
Die letzte Messe ist ein Versuch und ein Angebot an sich selbst und andere Gläubige, Alibi-Gänger:innen und eingefleischte Kritiker:innen, den eigenen Glauben in Sicherheit zu bringen, die Kirche durch eine echte Zäsur nun endgültig hinter sich zu lassen, sich verstohlen oder offenkundig an ihrem Ende zu erfreuen und Gott endlich bei sich und den Mitmenschen, statt in Gebäuden und Institutionen zu suchen.
Konzept und Performance: Christian Minwegen
Dramaturgie und Performance: Yasemin Peken
Musik und Performance: Claus Minwegen
Technische Assistenz: Jakob Ebener-Holscher
Mentoring: Anna Stegherr
eine Koproduktion von fachliche;Unarten und studiobühneköln im Auftrag von „west off 2021 – Theaternetzwerk Rheinland“
„west off 2021 – Theaternetzwerk Rheinland“ wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und die Kulturämter der Städte Bonn, Düsseldorf und Köln
CaMinEh - Tempel der psychosomatischen Texturen - ein Hörstückworkshop (November 2020)
Die 80er werden die neuen 50er! Der menschliche Fortschritt lässt das wahrscheinliche Höchstalter, zumindest in der sogenannten ersten Welt, immer weiter ansteigen. Aber wie können unsere heutigen Körperapparate diesen enormen Lebensspannen standhalten, wenn uns vermeintlicher Verschleiß an ihre Grenzen erinnert? Können wir uns körperlich wieder flexibel machen, um auch geistig beweglich genug zu sein, damit wir uns noch in hundert Jahren in die Augen schauen können? CAMINEH laden zu einer immersiv-sinnlichen Einführung bis an die tiefsten Fadenenden des Bindegewebes und was uns sonst noch zusammenhält ein.
Ursprünglich als performativer Workshop im Rahmen des Zeitzeug_Festivals 2020 geplant, wurde CaMinEh letztlich als Hörstückworkshop akustisch realisiert.
Von und mit: Silvia Ehnis, Gabriel Carneiro und Christian Minwegen
Modul 2.x - Szenisches Projekt I (Januar 2019)
Performance-Skizze aus der Christoph Schlingensief – Gastprofessur 2018/2019 unter Boris Nikitin
Beschreibung folgt