Marlene Ruther (*1989 in Bielefeld, wohnhaft in Bochum) arbeitet als bewegungsaffine Performerin mit verschiedenen Künstler*innen an Inszenierungen auf der Bühne und Outdoor.
In ihren Arbeiten setzt sie sich mit unterschiedlichen Materialien und verschiedenen sozialen Situationen auseinander. Dazu gehören: „Findlinge“: große Steine als Zeitzeugen und steinerne Dialogpartner, aufgefundene Fotografien als Rekonstruktion vergangener Lebenswirklichkeiten, Metamorphosen des Körpers: Skelette und genießende und genesende Körper, Umwelten urbaner Lebenswelt im Ruhrgebiet, Stillstand und Bewegung. Ihre Arbeiten sind performativ ausgerichtet und erfordern je nach Gegenstand den fallbezogenen Einsatz vielfältiger Medien: Film, Fotografie, Körper, grafisches und bildhauerisches Arbeiten, Text. Sie arbeitet sowohl einzeln als auch im Kollektiv:
Sie ist Teil der Recherche- und Performancegruppe MFK (Franziska Schneeberger, Katarína Marková) und eine der beiden Künstlerinnen des Duos Locu&Ruth. Als Gastperformerin kooperierte Sie mit den Szenischen Forscher*innen Laura Brechman (Bahr belá Mar) und ZOO Kollektiv (Takanakuy shower). Neben der künstlerischen Tätigkeit ist sie in pädagogischen und sozialen Berufsfeldern aktiv. Seit mehreren Jahren arbeitet sie regelmäßig als Tanz- Theaterpädagogin mit Kindern und Jugendlichen.
Die Performance- und Recherchegruppe MFK versucht verschiedene räumliche Dispositive, auch jenseits kunst-institutioneller Räumlichkeiten, als Orte für ihr Tanztraining zu probieren. Je nach Framing wird ein Publikum explizit eingeladen oder aber durch zufällige Anwesenheit im Park oder Club generiert. Situationen von Aufführung und Training vermischen sich und bringen die Bedeutungen von diesen drei Körpern und auch dem eigenen als Beobachter*in ins Ungewisse. Bestenfalls wird im Training auf beiden Seiten eine ir-rationale oszillierende Gemengenlage von Peinlichkeit, Lust, feministischem Fiebertraum, Lecture und potentiell offenem Workshopangebot hergestellt.(Hot dock project space Bratislava, Atelier Automatique Bochum)
Locu&Ruth stehen einfach rum. Für lange Zeit. An unterschiedlichen Orten. Regungslos. Sie okkupieren mit beiden Füßen ein Stückchen Erde und lassen geschehen. Mit einer Filmkamera dokumentieren Locu&Ruth ihre Standorte systematisch. Permanent und kurzfristig. Ortsansässige fügen sich zu einer Szene mit ungewissem Ausgang zusammen.
(Theaterimballsaal Bonn, FFT Düsseldorf, Studiobühne Köln, Zeitzeug_ Festival Bochum)
Das beständigste Material des Körpers sind die Knochen. Als Einzelstück betrachtet sind es kleine Objekte, die gut in der Hand liegen und deren Form auf ihre Funktion verweist. Ich bilde alle 206 Knochen des menschlichen Körpers aus Ton in Originalgröße nach. Ein handgefertigtes Skelett ist entstanden, das ich im Westpark ca. 50 cm tief vergrabe. Für die Ausgrabung Westpark grabe ich das Skelett unter Beisein des Publikums wieder aus. (Musisches Zentrum RUB, Podest)
Eine zufällig gefundene Fotografie aus den 60er Jahren zeigt einen Bären und ein Ehepaar. Diese drei finden sich wieder am Sacaba Beach von an einem Wochenende im Frühsommer. Im Laufe der Abende entstehen von den Besucher*innen neue Fotos, die allesamt das Sujet Ehepaar mit Bär in unzähligen Varianten wiederholen. Wer oder was ist eigentlich echt? Und warum stehen die da?
(Studio Baba Málaga, zusammen mit Ariane Bothe und Dominic Reichmann)