Miriam Michel

Foto: Nicolas Oswald

Miriam Michel studierte Theaterwissenschaft, Soziologie und Amerikanistik in Mainz. Seit 2005 arbeitet sie erfolgreich als Regisseurin, Performerin, Dramaturgin, Dozentin, sowie als Leitung von Theaterprojekten mit jungen und alten Menschen. 

Wahrnehmung und individuelles Begreifen der menschlich erfahrbaren Welt sind Ausgangspunkt für ihr künstlerisches Schaffen. Sie ist Teil des Performancekollektiv dorisdean, dass sie 2006 gründete. In der kollektiven Arbeit liegt besonderes Augenmerk auf dem »abweichenden Körper« und seinem Einfluss auf unsere Gemeinschaften. 

Michel ist Performerin, Sängerin und Künstlerin. Sie erforscht mittels verschiedener Medien in Audio/Videoperformances und Assemblage-Collagen die Welt um sie herum und die verschiedenen Realitäten der Menschen. Die unterschiedlichen Medien, Konzepte und Positionen die sie dabei nutzt, helfen ihr den eigenen Standpunkt zu überprüfen und neue Blicke zu erproben.

Miriam Michel liebt das Grundgesetzt und die Charta der Menschenrechte und sieht ihre künstlerische Arbeit auch als Mittel zum Erhalt dieser Ideen.

doris dean

dorisdean ist eine freie Performance-Kompanie aus NRW, die aus Performer*innen mit unterschiedlichen Körperlichkeiten besteht. Seit 2011 erarbeitet dorisdean Performances zu Fragen des menschlichen Zusammenlebens, der Kommunikation und des Unbehagens. Dabei gilt die Aufmerksamkeit stets dem Defekt, dem Unperfektem im/am Menschen, dem Stigma. Untersucht werden Ängste, Spannungen, Fragen nach Normalitäten und Grundsätze gesellschaftlicher Zusammenhänge. Die Gruppe erschafft Wahrnehmungsverschiebungen bei den Zuschauer*innen und stellt sich selbst dabei zur Diskussion. Mittels interdisziplinärer Verfahren aus Musik, Tanz und Performance lotet dorisdean Verunsicherung und Achtsamkeit aus.

Dorisdean wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, den Fonds Darstellende Künste und die Stadt Bochum

www.dorisdean.de

instagram #dorisdean

Arbeiten und Projekte

"In das Schweigen hinein schreien" (AT)

Meine Spezialisierung, auf die Bereiche Achtsamkeit, Werte basierte künstlerische Praxis sowie Langsamkeit in der Kunstproduktion und Verweigerung von Verwertungslogik, spielen eine maßgebliche Rolle in meinem Vorhaben, da ich davon überzeugt bin, dass die derzeitigen Produktionsbedingungen viele – junge wie alte – Künstler*innen oft an den Rande der Erschöpfung führen und die tatsächliche Kunstproduktion darunter leidet. Ziel ist die Herstellung eines Katalogs mit Bildern und hilfreichen Aphorismen, oder einer Graphic Novel über achtsame, wertebasierte künstlerische Praxis. Eine Art Manifest meiner eigene Suche nach zugewandten Arbeitsweisen und den Erkenntnissen vieler Künstler*innen, die ich im Prozess interviewe. Vielleicht steht am Ende der Beschäftigung auch eine Karte der achtsamen, wertebasierten Kunstproduktion, die analog als Papierversion und/oder digital als interaktive Mindmap zur Verfügung gestellt wird, um vielen Künstler*innen die gesammelten Impulse zur Verfügung zu stellen.

How to cast pearls before swine

performance zum Thema Kooperationen Zeche 1 Bochum 2017

KleineMenschenLachen

Performance über Lachen für Kinder – Schauspiel Essen 2018/19

“Im Spiegel ein Kleid der Faschisten"

Ein Kleid, von osteuropäischen Näherinnen geschneidert.
Ein Kleid, von Faschisten designt, zur Befreiung des weiblichen Körpers.
Ein Lied, von einem osteuropäischen Komponisten erdacht und niedergeschrieben.
Ein Lied, von Hollywood benutzt und beschmutzt.
Dinge, gefunden vor Ort.
Eine Künstlerin, die all das versucht zu verbinden.
Eine Stunde, in der Menschen dabei zuschauen.
Keine Antwort. Nur Versuch.

Arbeiten am Center for Literature Burg Hülshoff​

Mein Prinz

Interaktives Audio Labor zum Thema Rassismus Center for Literature 2018

Klassenkämpfe #biedermeier phantasma

Audio/Video-Arbeit mit Schüler*innen zum Thema soziale Klasse 2019

In einem Workshop bringt das Center for Literature zwei Schulklassen zusammen: einen Kurs des Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasiums Münster und eine Gruppe von Schüler*innen der Friedensreich Hundertwasser Schule Roxel. Hinzu kommen die Regisseurin Miriam Michel und der Musiker Rasmus Nordholt-Frieling. Hinzu kommt auch, mit ihrem Buch Zeig deine Klasse (Hoffmann und Campe Verlag), die Schriftstellerin Daniela Dröscher. Gemeinsam denken sie darüber nach, was es heißt, weniger zu haben; für welche Momente oder welche Familienmitglieder wir uns schämen; und wieso die Geschichte vor allem eine Geschichte derjenigen ist, die herrschen und besitzen. Es geht kurzum darum, was erinnert wird.

Collage 2018

Mixed Material auf Karton

Shadow Master
eine Performance-Installation

Ich habe mich selbst an sieben Tage mit einer Videokamera gefilmt. Wie ich sitze, stehe, spreche, lese und schweige und dabei immer wieder ein Lied: “Garden” von Pearl Jam laufen lasse. Die Laufzeit der Video-Performance wird durch die Laufzeit des Liedes begrenzt, so wie die Zeitlichkeit der Pandemie begrenzt zu sein scheint und gleichzeitig mich begrenzt in der Ausübung meiner Kunst. 7 mal, wie die Erschaffung der Welt in 7 Tagen. 😉

„The direction of the eye, so misleading

The deflection of the soul, nauseously quick

I don´t question our existence

I just question our modern needs“

Das Lied selbst bezieht sich auf meine Sehnsucht, einen Garten zu besitzen und dort performativ die Landschaft zu gestalten oder allein lassen zu können. Es bezieht sich auch auf die Unmöglichkeit Wahrnehmung zu synchronisieren. Die Ausstellung wird in Einheiten von 15 Minuten für jeweils eine Performerin geöffnet, die ich per Postkarte als Teilnehmer*in eingeladen habe. Sie kann in den 15 Minuten alles tun was sie will, was den Regeln eines Galeriebesuches entspricht und wird auf dem Livestream dabei sichtbar für ein unsichtbares Publikum.

Nur eine Sache ist nicht möglich:die Videos zu sehen. Sie bleiben, wie z.B. Viren für unser Auge unsichtbar. Es stellt sich für mich in dieser Arbeit so etwas wie eine „Glaubensfrage”, also ob die Performerinnen, die Besucher*innen darstellen, mir „glauben”, bzw. vertrauen, dass das, was sie da gezeigt bekommen, bzw. sehen, wirklich ein Kunstwerk ist; ob die Videos wirklich da sind, obwohl sie nicht abgespielt werden können. Und gleichermaßen stellt sich die Frage: Ist das eine Performance-Arbeit? Eine Video-Arbeit? Eine visuelle Arbeit? Und welche Bedeutung hat das Gesehen werden über Live-stream darin?

Es bleibt für mich am Ende die Auseinandersetzung damit, wie wir Kunst sehen wollen, jetzt und in der Zukunft. Wohin führt uns die Erkenntnis der Pandemie, dass es ein tiefes Bedürfnis nach Zeigen und Sehen sowie räumlich anwesendem Publikum gibt? 

Wie gehen wir damit um, dass wir als Künstler*innen unsere Produktion und Kreativität oft in den Kontext des Machbaren und Sichtbaren stellen? Was passiert wenn wir das „NichtMachbare“ beim Wort nehmen? Dann ist die Performance passiert, aber sie ist eben nicht erreichbar. Bleibt es dann Kunst? Bin ich noch Künstlerin, wenn meine Video-Arbeit unsichtbar bleibt? Und wie gehen wir damit um, dass wir im Jahr 2020 pandemiebedingt so viele Aufführungen und Konzerte, Ausstellungen und Lesungen etc. nicht haben sehen können, obwohl sie schon konzipiert waren. Reicht es etwas zu erdenken, damit es in der Welt ist? Kann Kunst, wie ein Garten, für sich existieren und ein Ort sein der einfach vorhanden ist. Ein Ort, der seine eigene Performativität hat, auch ohne, dass jemand vor Ort ist. Ist es alleine die Möglichkeit eines Besuchs, eines Verweilens die wichtig ist?

GEFÖRDERT DURCH Auszeichnung „BEGRENZT – ENTGRENZT ZEIT FÜR EINE ZEITENWENDE?“ der KUNSTSTIFTUNG NRW

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