Yasemin Peken

Yasemin Peken (*1994) studierte an der Ruhr-Universität Bochum im 2-Fach Bachelor Germanistik und Theaterwissenschaft. Durch ihre künstlerische Arbeit zieht sich die Auseinandersetzung mit der Potentialität von Text und die Frage nach seinem Verhältnis zu rituellen Praktiken. 2017/18 übernahm sie die künstlerische Leitung der integrativen Theaterinitiative Wupperspuren und erarbeite 2018 mit Jugendlichen in Kooperation mit den Wuppertaler Bühnen und Immo Karaman die musikalisch-performative Collage Weltbahnhof im Rahmen des Festivals Sound of the City, die sich mit dem Thema Heimatverlust auseinandersetzte. 2017-2019 war sie Ensemblemitglied am TiC-Theater Wuppertal und spielte in den Inszenierungen Faust I und Wer hat Angst vor Virginia Woolf mit. 2019 erarbeitete sie im Rahmen des Symposiums Avantgarde & Faschismus an der Ruhr-Universität Bochum die installative Performance Vom Laut zum Lied der Glocke, die im selben Jahr zum Symposium Utopie-Bekenntnisse der Bauhaus-Universität in Weimar eingeladen wurde.

2020 wirkte sie als Dramaturgin und Produktionsassistentin an Sarah Wessels West Off Produktion ich habe nur selten Angst verrückt zu werden in Kooperation mit dem FFT Düsseldorf mit. 2021 gründete sie mit Christian Minwegen das Duo fachlicheUnarten, welches bei West Off 2021 sein Debüt mit der Performance Die letzte Messe – Ein Gottesdienst für die schließende Kirche in Kooperation mit der studiobühneköln feierte.

Arbeiten und Projekte

WHITE ELEPHANT* *gift exchange

white elephant* ist eine Spielanordnung für maximal 8 Spieler:innen und 2 Performer:innen, die im Rahmen der Christoph-Schlingensief Gastprofessur mit Kate McIntosh im Jahr 2021 entstanden ist.

Die Spieler:innen werden im Vorfeld dazu eingeladen, ein Objekt ihrer Wahl mitzubringen, welches sie nicht mehr benötigen. Die Arbeit konzipiert eine konzentrierte, spielerische und partizipatorische Anordnung, in dessen Verlauf die Spieler:innen in Interaktion mit ihren Mitspieler:innen und den mitgebrachten Objekten treten. Wie lassen sich das Verhältnis zu Mensch und Objekt erfahr- und erlebbar machen? Wie lassen sich diese Verhältnisse strapazieren? Und wie steht es mit unseren Sehnsüchten nach Materiellem? Ein Regelwerk und die Möglichkeit, sich Freiräume aus diesem zu bauen, erzeugen eine eigenständige Spieldramaturgie, die jede white elephant Runde sich dynamisch anders entwickeln lässt. Bleibt schließlich noch die Frage: wo ist eigentlich der white elephant und welche Rolle nimmt er in dieser Anordnung ein?

Idee, Konzept, Umsetzung & Performance: Jana Ida Barkanowitz und Yasemin Peken.

Fotos: Robin Junicke

Die letzte Messe - Ein Gottesdienst für die schließende Kirche

Deutschland in einer angebrochenen Zukunft: Die katholische Kirche steht vor dem Aus. Durch den demografischen Wandel, die exponentiell gestiegenen Kirchenaustritte der letzten Jahre, jüngste gesellschaftliche und globale Krisen und eine zu spät entdeckte Digitalisierung bleiben die Bänke der Gotteshäuser nun endgültig leer. Zu wenig Geld, zu wenig Priester, zu wenig Gläubige und Ehrenamtler:innen. Ohne Dach und Gewand geht die uralte und stolze Institution ihrem Vergessen entgegen, kehrt – zumindest in Deutschland – zur Obdachlosigkeit zurück, mit der alles vor 2000 Jahren in der Stadt Bethlehem begann.

Doch der Gläubige und ehemals begeisterte Kirchgänger, Messdiener, Firmling und Trier- Pilger Christian Minwegen bringt es nicht übers Herz, die alte Freundin, die ihm zwar mit steigendem Alter immer fremder geworden, aber gerade in seiner Jugend so sehr für ihn da war, ohne weiteres verschwinden zu lassen. Er will einen Abschied, ein letztes Ma(h)l, eine letzte Messe für die alte Weggefährtin, um ihr am Ende die noch offenen Fragen zu stellen, trotz derer er sie jahrzehntelang einfach nicht loslassen konnte: Warum konnte sie einfach nicht aufhören, an ihren Ritualen und Strukturen festzuhalten? Warum ist all der moralisch- emotionale Kredit nun aufgebraucht und wo finden wir jetzt eine vergleichbare Gemeinschaft?

Die letzte Messe ist ein Versuch und ein Angebot an sich selbst und andere Gläubige, Alibi-Gänger:innen und eingefleischte Kritiker:innen, den eigenen Glauben in Sicherheit zu bringen, die Kirche durch eine echte Zäsur nun endgültig hinter sich zu lassen, sich verstohlen oder offenkundig an ihrem Ende zu erfreuen und Gott endlich bei sich und den Mitmenschen, statt in Gebäuden und Institutionen zu suchen.

Konzept und Performance: Christian Minwegen
Dramaturgie und Performance: Yasemin Peken
Musik und Performance: Claus Minwegen
Technische Assistenz: Jakob Ebener-Holscher
Mentoring: Anna Stegherr

eine Koproduktion von fachliche;Unarten und studiobühneköln im Auftrag von „west off 2021 – Theaternetzwerk Rheinland“

„west off 2021 – Theaternetzwerk Rheinland“ wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und die Kulturämter der Städte Bonn, Düsseldorf und Köln

Fotos: Ingo Solms

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